Inner City Borders

INNER CITY BORDERS

Prizren – Pantelia

Wir haben uns vorgenommen, Orte in Prizren zu besuchen, die der Gruppe fremd sind. Am Abend waren wir in einem Teil der Stadt, der Pantelia heißt. Niemand von den Jugendlichen hat das Viertel vorher besucht. Manche hatten sogar Angst dorthin zu gehen oder sie waren aufgeregt.

Die lang zurückliegende Geschichte des Viertels wirkt bis heute nach und ist ein Beispiel dafür, wie unsichtbare Grenzen Prizren immer noch durchziehen. Die Gegend wird traditionell von albanischen Christ*innen bewohnt. Früher war es nicht möglich, sich dort frei zu bewegen, wenn man Moslem war oder der türkischen Minderheit angehörte. Man wurde sofort abgewiesen.

Diese Erfahrung prägt heute noch die Wahrnehmung vieler Menschen in der Stadt. Obwohl das Viertel zu den schönsten der Stadt gehört, kommen kaum Besucher*innen hierher.

Den Jugendlichen hat es nach einer Weile dort sehr gut gefallen. Kinder haben auf der Straße gespielt, viele Menschen saßen vor ihren Häusern, und wir haben mit ihnen unterhalten. Die Erzählungen der Familien, der älteren Leute, die Warnungen – all das hat sich jetzt in der Gegenwart nicht bestätigt.

Immer noch gefangen in der wechselvollen Vergangenheit mit ihren schwierigen Erinnerungen schaffen wir diese Räume in der Stadt – unsichtbare Grenzen zwischen den Menschen. Auch heute noch ist der Stadtteil ausschließlich von katholischen Familien bewohnt. Niemand sonst würde dort ein Haus kaufen. Umgekehrt können die Christen nicht in anderen Stadtteilen wie Korilla wohnen oder dort einen Laden eröffnen. Die türkische Community würde sie nicht als Nachbarn akzeptieren.

In dem Stadtteil, den wir besucht haben, stehen viele alte Häuser leer. Die Familien haben sie verlassen. Viele sind ausgewandert, weil sie in Prizren kein Auskommen gefunden haben. Die Häuser werden nicht renoviert, viele sind über hundert Jahre alte Ruinen. Die Familien halten an ihnen fest und geben diese Orte nicht auf, die sie von ihren Vorfahren geerbt haben.

Text: GENTIANA PLAKIQI

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